erzgebirgische Mundart – Gedicht „D´r versteckte Staapilz!“

Ein besonderes Stück Heimatgeschichte: Das Gedicht „D´r versteckte Staapilz!“ entstand um 1930 und stammt von Albert Schädlich (1883–1933). Der Heimatdichter und Erzgebirgssänger nannte sich selbst „Dr Lauterer Gevatter“. Mehr über ihn findest du bei Wikipedia Albert Schädlich und beim Erzgebirgsverein-Lauter.

 

aus dem Gedicht – für jene, die mit dem Dialekt nicht vertraut sind

“sei allezamm vorbeigelatscht und hamm´ne net gesaah.“
"Sie sind alle zusammen vorbeigelaufen und haben ihn nicht gesehen.“


Die Karikatur

Zur Seite des Gedichts gehört eine Karikatur des dänisch-vogtländischen Künstlers Winblöns, die von mir restauriert wurde.

  • Es existieren mehrere Versionen aus unterschiedlichen Jahren.

  • Die Fassung von 1942 zeigt extrem gezeichnete, heruntergekommene Figuren.

  • Die Version von 1946 hingegen wirkt deutlich feiner und schöner ausgearbeitet.

  • 1947 verstarb der Künstler.

D´r versteckte Staapilz!

Du scheene Schwammezeit, du bist de scheenste Lust,
mer hot oft Glück, oft kaans und wird derb ausgerußt
wer’s kennt, den läßt`s kaa Ruh´
er macht naus eh´ d´r Tog ahbricht
de Gockeln allezamm sei früh zu Strich, tä rä tä tä.

D´r Geschwultztliebskarl, d´r Schwammelob,
de Effer-Res, d´r Ziegengust miet,
d´r Himmelhund, de Hackschbaa-Christ,
de Blindschleich und d´r Funzer-Lieb,
d´r Schöpftopf-Franz, de Schperrgusch aa
- und noch zeletzt de Kegelfraa
krieg´n überall im Wald imher, suchn Schwamme vielerlaa.

Gleich ohm am Kreizweg, dra, wu´s auf´n Turm naufgieht,
de Fichtel net zu gruß, de Haad am Rannel blieht,
do stand e Staapilz ruhig, drei Schritt blos von d´r Stross´
lacht unnerm Fichtel raus, eich pfeif iech wos!

D´r Geschwultztliebskarl, d´r Schwammelob,

de Effer-Res, d´r Ziegengust miet,
d´r Himmelhund, de Hackschbaa-Christ,
de Blindschleich und d´r Funzer-Lieb´
d´r Schöpftopf-Franz, de Schperrgusch aa
- und noch zeletzt de Kegelfraa
sei allezamm vorbeigelatscht und hamm´ne net gesaah.

Er war ganz knüppeldick, mit starken weißen Stiel,
a scheener brauner Haut, vun d´r Art gob´s net viel,
er freit sich ieber siech, lacht siech e alte Huck,
wie de Gockeln immesinst siech oh gebuckt.

D´r Geschwultztliebskar, d´r Schwammelob,
de Effer-Res, d´r Ziegengust miet,
d´r Himmelhund, de Hackschbaa-Christ,
de Blindschleich und d´r Funzer-Lieb´
d´r Schöpftopf-Franz, de Schperrgusch aa
- und noch zeletzt de Kegelfraa
sei allezamm vorbeigelatscht und hamm´ne net gesaah.